Moin ihr Lieben,
wie ja heute bereits in der KN zu lesen war hat die Stadt Kiel uns eine Fläche als Übergangslösung angeboten. Obwohl die Stadt uns gebeten hatte mit der Information nicht an die Öffentlichkeit zu gehen, da es intern noch Klärungsbedarf gäbe, hat sie dann heute anscheinend selbst die KN informiert. Die Fläche um die es sich handelt ist eine Wiese, die direkt an den Aubrook angrenzt. Wir haben uns das Gelände angesehen und sind zu dem Schluss gekommen, dass es technisch unmöglich ist mit unseren Wagen dort zu stehen. Die Steigung der Wiese ist so stark, dass wir mit unseren Wagen wahrscheinlich umkippen, mindestens aber abrutschen bzw. im Matsch versinken würden, wenn es regnet. Wir hoffen das es bald eine alternative Lösung gibt und bleiben mit der Stadt im Gespräch.
Außerdem wollen wir uns für die kraftvolle Demo heute bedanken und hier nochmal unseren Redebeitrag online stellen.
Redebeitrag Die Stadt gehört uns allen-Schlagloch
Das wir heute hier zu so vielen auf die Straße gehen, nur 2 Wochen nachdem viele von uns in Hamburg heftige Polizeigewalt und Willkür erleben mussten, zeigt wie groß das Bedürfniss nach Freiräumen, nach Alternativen und vor allem nach Mitbestimmung ist. Es zeigt wie viele von uns sich Orte wünschen, die politische Selbstorganisation und selbstbestimmtes Leben ermöglichen. Die also autonom sind. Orte, an denen wir abseits von Ausbeutung und dem ständigen Konkurenzkampf miteinander leben können.
Vor ca. 3 Monaten haben wir, die Wagengruppe Schlagloch, das ehemalige Kleingartengelände am Prüner Schlag besetzt. Hiermit haben wir auf die fehlgeleitete Kieler Stadtplanungspolitik aufmerksam gemacht, die hier einmal mehr wirtschaftliche Intressen den Bedürfnissen der Kieler*innen voran stellt und die Fläche für den Bau eines Möbel-Krafts verkauft hat. Auch haben wir mit der Besetzung den Mangel an emanzipatorischen Freiräumen aufgezeit und einen solchen Ort gemeinsam mit vielen anderen Kieler*innen geschaffen. Diese Fläche wird wohl nicht die einzige Kleingartenanlage bleiben, die dem Flächenversiegelungswahn der Stadt Kiel im Wege steht. In Planung ist bereits das nächste Mega-Projekt, die Südspange, eine vierspurige Schnellstraße die die A21/ B404 mit der B76 verbinden soll. Auch hier sind viele Kleingartenparzellen im Weg und sollen platt gemacht werden.
4 Wochen nach der Besetzung des Prüner Schlags wurden wir mit einem Räumungsbeschluss von einer Gerichtsvollzieherin und ca. 40 Cops unter Androhung einer gewaltsamen Räumung gezwungenn das Gelände zu verlassen. Die Kosten für dieses Verfahren werden wir aller Wahrscheinlichkeit nach tragen müssen, die genaue Summe ist zwar noch unklar, sie wird sich aber mindestens im vierstelligen Bereich bewegen.
Daraufhin standen wir mangels Alternativen mit unseren Wägen 2 Wochen auf dem Seitenstreifen des Hasseldieksdammer Wegs. Hier wurde uns quasi zeitgleich zu einem Verhandlungsgespräch mit der Stadt vom Tiefbauamt der Stadt Kiel eine erneute Räumungsaufforderung zugestellt mit der Drohung unsere Wagen kostenpflichtig abzuschleppen.
Nachdem sich die Stadt nun doch bereit erklärt hatte mit uns zu verhandeln, mussten wir also wieder sehr kurzfristig umziehen und stehen seit dem übergangsweise mit unseren Wagen am Ende der Hofteichstraße. Nach einem erneuten Gespräch mit der Stadt ist nun klar, dass wir auch diese Fläche bald wieder verlassen müssen. Die Stadt Kiel führt derzeit eine Analyse aller in Frage kommenden Flächen durch und auch wir sind weiterhin auf der Suche nach einem Ort an dem wir längerfristig bleiben können. Wir werden weiterhin mit der Stadt verhandeln und hoffen das sich bald eine geeignete Lösung findet.
Wir möchten uns auch bei allen, die uns solidarisch unterstützen und begleiten, die uns zur Seite stehen wenn wir nicht mehr weiter wissen, bedanken. Ein fettes Dankeschön an euch, ohne euch hätten wir die letzten 3 Monate nicht durchstehen können, ihr habt einmal mehr gezeigt, dass emanzipatorische Projekte von Solidarität leben und wir gemeinsam schaffen können, was allein unmöglich ist.
Darum wollen auch wir an dieser Stelle klar und deutlich sagen, linke Projekte werden bleiben, wir sind solidarisch miteinander und wir werden für den erhalt unserer Häuser und Wagenplätze kämpfen. Einer Regierung, die Kriege führt, Knäste baut, Menschen abschiebt und Polizeigewalt rechtfertigt können wir nur nahe legen ihr Verständniss von Gewalt zu reflektieren, anstatt die gesamte Linke abzustempeln.
In diesem Sinne werden wir weiter kämpfen, für Wagenplätze, für Hausprojekte, für die Freiheit und gegen Staat, Nation und Kapital.
Wir sind Viele und wir wollen alles!