Nach einem Besuch des Tiefbauamtes an unserer vorübergehenden Bleibe in der Diedrichstraße, sind wir nun wieder umgezogen.
Vorgestern wurde uns mal wieder eine Räumungsaufforderung zugestellt – genauso wie zuvor an anderen Orten – wieder einmal aufgrund der „Sondernutzung“ des Parkstreifens ohne „Sondernutzungserlaubnis“.
Wir haben mit dem Abparken unserer Laster in der Diedrichstraße versucht, eine den Forderungen der Stadt entsprechende deeskalative Zwischenlösung zu finden, während wir uns mit ihnen in Verhandlungen bezüglich einer konkreten Fläche befinden.
Für uns ist das Wohnen am Straßenrand, ohne Rückzugsraum und mit dauerhaftem Lärmpegel, anstrengend und nerven-zehrend, dennoch halten wir es für wichtig, eine Einigung mit der Stadt Kiel zu erreichen.
Da wir aber anscheinend nicht unsichtbar genug waren, und die Situation für uns als Gruppe immer belastender wurde, haben wir uns entschlossen ,zurück in die Ernestinenstraße zu ziehen.
Diese Fläche hatten wir während unserer Aktionstage bereits besucht, um eine von vielen ungenutzten Brachflächen in der Stadt aufzuzeigen.
Auf der Fläche ist der Bau einer Kindertagesstätte geplant, der allerdings durch den selben bürokratischen Wahnsinn verzögert wird, gegen den auch wir kämpfen (s. Blogeintrag vom 13.5.2018).
Nach Rücksprache mit der Waldorf-Initiative, die die KiTA betreiben wird und dem zukünftigen Investor, die gegen eine Zwischennutzung unsererseits nichts einzuwenden haben, haben wir beschlossen die Fläche bis zum Baubeginn als Wagenplatz zu nutzen. Für uns zeigt diese Offenheit ganz deutlich, das der Zwischennutzung von bereits beplanten Flächen als Wagenplatz nur die Stadt im Weg steht.
Richtigstellung: Nach Rücksprache mit der Waldorf-Initiative schrieben sie uns folgendes: „Da das Grundstück weder uns noch dem Investor gehört, sondern der Stadt Kiel, können wir nur zur Kenntnis nehmen, wenn Ihr wieder in der Ernstinenstraße auf dem Grundstück der zukünftigen Kindertagesstätte seid“
Die Vorhaltung von ausreichend KiTa-Plätzen, ebenso wie anderen sozialen Einrichtungen ist Aufgabe der Stadt. Wir kritisieren das in dieser Stadt durchaus übliche Verfahren ebensolche Zuständigkeiten an private Investor*innen abzutreten und damit eine sozial-staatliche Aufgabe der neoliberalen Verwertungslogik auszusetzen. Denn es hat zur Folge, dass soziale Einrichtungen wie z.B. Kita‘s gezwungen sind wirtschaftlich zu handeln. Bereits in vielen sozialen Bereichen, wie z.B. durch die Privatisierung von Krankenhäusern, hat dies schwerwiegende Auswirkungen auf die Nachhaltigkeit und Qualität der Versorgung, ebenso wie auf die Arbeitsbedingungen der Care-Worker*innen. Der rapide Abbau von staatlicher Fürsorge, sei es in der Kinderbetreuung, bei der Versorgung älterer und oder gesundheitlich eingeschränkter Menschen, oder aber bei der Vorhaltung von bezahlbarem bzw. staatlich gefördertem Wohnraum, ist eine uns alle betreffende Problematik – so unterschiedlich unsere Lebenssituationen auch sein mögen. Wir finden es wichtig, sich über die persönlichen Bedürfnisse hinaus mit anderen zu verbünden, um der Rückentwicklung des Sozialstaats etwas entgegenzusetzen.
Das Projekt einer interkulturellen Waldorf-KiTa im Stadtteil Gaarden ist ein Beispiel dafür, dass eine kleine Gruppe engagierter Menschen versucht der Betreuungsproblematik etwas entgegenzusetzen. Dieses Projekt zeigt einmal mehr, wie das Versagen des Sozialstaates durch zielstrebiges und kämpferisches Handeln kleiner Gruppen ausgeglichen werden kann und muss. Und dass es möglich ist, Alternativen zu schaffen und wichtige Projekte in unserer Stadt umzusetzen.
Dass die Initiative mit den selben bürokratischen Hürden zu kämpfen hat wie wir als Wagengruppe und wahrscheinlich viele andere kulturelle und soziale Projekte, die in dieser Stadt etwas anders machen möchten, zeigt deutlich welche Probleme die kapitalistische Stadtplanungspolitik verursacht: Wirtschaftsunternehmen müssen in dieser Stadt nicht jahrelang um Standorte kämpfen, sondern werden umworben – während dringend notwendigen Projekten Steine in den Weg gelegt werden.
Wir solidarisieren uns mit der KiTa- Initiative und fordern die Stadt auf, die bürokratischen Hürden für den Bau der KiTa schnellstmöglichst auszuräumen. Bis zum Baubeginn fordern wir eine Duldung der Zwischennutzung der Fläche in der Ernestinenstraße als Wagenplatz.
Wir freuen uns über die Möglichkeit zum Austausch und auf gemeinsame Aktionen mit der KiTa-Gruppe und den Anwohner*Innen der Ernestinenstrasse!
Liebe Wagrngruppe,
hier kommt die Gegendarstellung:
“Nach Rücksprache mit der Waldorf-Initiative, die die KiTA betreiben wird und dem zukünftigen Investor, die gegen eine Zwischennutzung unsererseits nichts einzuwenden haben, haben wir beschlossen die Fläche bis zum Baubeginn als Wagenplatz zu nutzen. Für uns zeigt diese Offenheit ganz deutlich, das der Zwischennutzung von bereits beplanten Flächen als Wagenplatz nur die Stadt im Weg steht.”
Das ist weder von uns noch von dem Investor jemals gesagt worden. Die gültige Aussage in der Email an Euch war:
“Da das Grundstück weder uns nich dem Investor gehört, sondern der Stadt Kiel, können wir nur zur Kenntnis nehmen, wenn Ihr wieder in der Ernstinenstraße auf dem Grundstück der zukünftigen Kindertagesstätte seid”