Ende April entstand in Kiel mit der Besetzung des Kleingartengeländes Prüner Schlag ein großartiges Projekt. Eine Gruppe hat sich gefunden, um gemeinsam einen Raum zu gestalten, Ideen zu verwirklichen, eine nachhaltige Wohnform zu leben und einen offenen Ort für alle Menschen zu bieten. Binnen kürzester Zeit entstand ein vielfältig genutzter Raum für unkommerzielle Kultur, kritische Auseinandersetzung mit der (Stadt-)Politik und ein solidarisches Miteinander.
Die Stadt machte sehr schnell deutlich, wo ihr Schwerpunkt liegt. Statt den Bedürfnissen nach einem Wagenplatz der Kieler*innen nachzugehen, wurde das Schlagloch nach gut 4 Wochen geräumt. Seitdem sind die Bewohner*innen der Wagengruppe Schlagloch gezwungen auf wechselnden Standstreifen zu leben. Die Lösungsfindung von Seiten der Stadt schreitet nur schleppend voran. Es wird klar, dass die stadtpolitische Entwicklung ihren Fokus auf profitorientierte Großprojekte, wie neue Schwimmbäder, Hotels oder Möbelhäuser legt. Nicht aber auf bezahlbare, solidarisch gestaltete oder selbstverwaltete Wohnräume. Im Gegenteil wird gar behauptet, es gäbe ja bereits alternative Projekte in Kiel. Da dies zum Teil aber kommerzialisierte Orte sind und es keine Möglichkeit gibt dort zu leben, bringt dieser Hinweis niemanden voran.
Die Wagengruppe Schlagloch beweist, dass das kollektive Handeln und Entscheiden zu wunderbaren Ideen führt. Aus jahrzehntelanger Kollektiverfahrung wissen wir, dass die Debatten, die im Kollektiv stattfinden durch die vielen Perspektiven bereichernd, kreativ und einander unterstützend sind. Entscheidungen werden gemeinsam auf die Bedürfnisse aller achtend getroffen. Dies ist auch die Stärke der Wagengruppe Schlagloch, in der von Anfang an in einer gleichberechtigten Struktur kollektiv entschieden und gehandelt wurde.
In kollektiven Strukturen geht es um mehr als Profitorientierung, da gemeinsam Verantwortung getragen und übernommen wird – unabhängig der finanziellen Vergütung der getanen Arbeit. Es entsteht eine tiefe Verbundenheit dem Projekt und den anderen Kollektivmitgliedern gegenüber. Dies ist so wichtig in einem Kontext, in dem Lohnarbeit den Alltag beherrscht, als etwas Unabdingbares betrachtet wird und das kapitalistische Profitdenken bis ins Privatleben der Menschen vorgedrungen ist. Eine Quelle der Hoffnung für eine Alternative zu diesem ist die Wagengruppe Schlagloch.
Hiermit wollen wir als das Subrosa Kneipenkollektiv unsere tiefe Solidarität mit der Wagengruppe Schlagloch kundtun. Wir sind überzeugt davon, dass in der gemeinsamen Gestaltung von Räumen und Projekten Großartiges entsteht. Kiel braucht einen Freiraum, wie ihn die Wagengruppe entwickelt!
Von der Stadt fordern wir, der Wagengruppe Schlagloch einen dauerhaften Platz zur Verfügung zu stellen!
Unseren Freund*innen vom Schlagloch wünschen wir viel Kraft, Ausdauer und Kreativität.
Ihr macht das toll, macht weiter so!
Be careful with each other to be dangerous together