Selbstverständnis

Die „Wagengruppe Schlagloch“ hat sich Ende 2016 aus einem lockeren Zusammenschluss von Menschen zusammengefunden, um einen neuen Wagenplatz in Kiel zu gründen. Daraus entwickelte sich eine feste Gruppe mit derzeit 16 Bewohner_innen, unterschiedlicher Herkunft, Alters, Geschlechts und sexueller Orientierung. Jeder Wagenmensch lebt im individuell ausgebauten LKW oder Bauwagen. Zusätzlich gibt es eine Freifläche, die gemeinschaflich genutzt und gestaltet wird. Für die Zukunft wünschen wir uns außerdem gemeinschaftlich nutzbare Räume oder Wagen. Diese können ebenso Menschen zur Verfügung stehen, die nicht auf dem Wagenplatz leben.

Für uns als Gruppe bedeutet Wagenleben, leben in einer solidarisch wirtschaftenden Gemeinschaft, unter ökologischen, sowie kulturellen und sozialpolitischen Gesichtspunkten. Sozialpolitische Belange bedeuten für uns beispielsweise Solidarität mit anderen sozialen Kämpfen innerhalb und außerhalb der Stadt zu zeigen. In Bezug auf Kiel bedeutet die sozialpolitische Auseindersetzung die Entwicklung eines kritischen Blicks auf die Handlungen der Stadtpolitik. Gerade die Wohnraumpolitik ist sehr gewinnorientiert ausgerichtet, und als Gruppe suchen wir immer wieder verschiedene Möglichkeiten, unsere Kritik daran öffentlich zu machen.

Unserer Meinung nach sollte städtischer Wohn- und Lebensraum auch die Schaffung alternativen, experimentellen Raumes zur Entfaltung der persönlichen und individuellen Freiheit ermöglichen. Einen solchen Raum wollen wir entwickeln, der sich nicht verschließt, sondern ein offener Anlaufpunkt ist. Wir wollen der Vereinzelung innerhalb der Gesellschaft entgegenwirken und gemeinsam unser Lebensumfeld gestalten. Außerdem möchten wir den Wagenplatz mit Initiativen und Gruppen teilen, um den neu entstandenen Freiraum mit Ideen zu füllen. Wir wollen einen Ort gestalten, der hierarchiearmes, oder besser noch hierarchiefreies, Denken und Handeln fördert und Menschen unabhängig ihrer sozialen und kulturellen Herkunft, ihrer geschlechtlichen Identität und sexuellen Orientierung zusammenbringt. So verstehen wir einen Freiraum auch als Raum, der es ermöglicht Diskriminierungsformen zu thematisieren und abzubauen. Im alltäglichen Miteinander und im wöchentlichen Plenum versuchen wir basisdemokratisch und reflektiert zu leben.

Unsere Wohnform soll naturnah und umweltverträglich sein, denn wir treten für einen bewussten Umgang mit Ressourcen ein, wie beispielsweise durch die Nutzung von Solarstorm und Regenwasser. Dank der mobilen Behausungen können wir Brachflächen beleben und Flächenversiegelung entgegenwirken.

Der Wagenplatz Schlagloch möchte ein unkommerzieller Ort sein, von denen es in Kiel noch nicht genug gibt. Hier geht es nicht um Profit oder Konsum, sondern um Begegnungen, Austausch und Teilhabe am Stadtleben, auch ohne viel Geld. Wir laden alle interessierten Menschen ein mitzumachen. Auch Menschen, die hier nicht wohnen, können kreativ werden und sich einbringen.

Noch immer haben wir keinen festen Platz – doch der Kampf geht weiter!