Eine Stellungnahme von uns zum Stand der Dinge

Stellungnahme – Wagengruppe Prüner Schlagloch, Kiel, Sonntag, 07.05.2017

Wir stehen nun seit einer Woche mit unseren Wagen auf dem Prüner Schlag. In dieser Woche ist viel passiert – viel wurde über uns – aber nur wenig von uns selbst berichtet, deshalb wird es nun Zeit unsere Sicht zu schildern:

Über das verlängerte 1. Mai Wochenende konnten wir relativ ungestört mit unserer Platzbesetzung beginnen. Viele Menschen haben mit uns gekocht, gebastelt, gefeiert und uns auf unterschiedlichste Weise ihre Solidarität gezeigt. Dafür ein fettes Dankeschön! Ohne euch klappt es nicht! Ihr habt diese Fläche wieder zu einem Lebensraum gemacht! Die große Anzahl von Besucher*innen freut uns sehr, da sie einerseits zeigt wie dringend mehr alternative Freiräume in Kiel gebraucht werden und andererseits deutlich macht, wie viele Kieler*innen mit der Brachlegung und Baugenehmigung auf diesem Gelände nicht einverstanden sind. Viel Enttäuschung und Wut über mangelndes Mitspracherecht über die Nutzung bzw. Bebauung dieser Fläche wurde zum Ausdruck gebracht. Trotz des sehr knappen Ausgangs des Bürger*innenentscheides wurden keinerlei Versuche unternommen, einen Kompromiss zu finden, um knapp die Hälfte der Kieler*innen, die gegen den Bau gestimmt hatten, entgegen zu kommen. Für uns ist dies ein Beispiel für fehlgeschlagene Stadtpolitik, die sich nicht an den Bedürfnissen der Menschen, wie z.B. nach bezahlbarem Wohnraum, richtet.

Am Dienstag wurden wir von einem Stellvertreter der Krieger Gruppe (Möbelkraft) in Begleitung mehrerer Cops aufgesucht, der uns das Angebot unterbreitete, wenn wir bis zum Montag den 08.05. das Gelände verließen, würde das Unternehmen davon absehen Anzeige gegen uns zu erstatten. Sowohl von Seiten Möbel Krafts, als auch der Polizei würde eine unkomplizierte und friedliche Lösung angestrebt. Im Laufe der letzten Woche fanden immer wieder ähnliche Besuche statt.

Wir haben versucht den Eigentümer*innen der Fläche zu verdeutlichen, wie sehr dieses Gelände vielen Kieler*innen am Herzen liegt und angeboten uns um die Ausgleichsfläche, auf der wir stehen, zu kümmern. Vorgesehen ist für diese Fläche laut Bebauungsplan die Erhaltung heimischer Tier- und Pflanzenarten, sowie die regelmäßige Pflege der Bäume und Knicks. Wagenleben als ökologisch-nachhaltige Wohnform ist unserer Meinung nach sehr gut vereinbar mit der Erhaltung und Pflege von Grünflächen. Der Sprecher des Unternehmens lehnte unseren Vorschlag unter Verweis auf konkrete Pläne zur Umgestaltung dieser Fläche zu einem „Park“ ab. Diese soll laut Möbel Kraft schon in diesem Jahr beginnen.

Am Donnerstag Nachmittag gab es ein erstes Gepräch mit Vertreter*innen der Stadt Kiel, um über alternative Flächen für einen Wagenplatz zu sprechen. Die Stadt zeigt sich uns gegenüber grundsätzlich Verhandlungsbereit und offen. Wir konnten unsere Wünsche und Forderungen der Stadt gegenüber darlegen. So haben wir vorgeschlagen, dass eine Duldung auf der derzeitigen Fläche für uns denkbar sei, bis eine städtische Fläche gefunden ist. Uns wurde zugesichert, dass dieses Gespräch der Beginn offizieller Verhandlungen sei, insofern wir uns in der Zukunft dazu bereit erklärten, unsere Anonymität aufzuheben, beispielsweise durch die Gründung eines Vereins o.ä.

„Sicherlich sei dies letztendlich eine Entscheidung der Politik und nicht der Verwaltung“ sagte uns ein Sprecher der Stadt, mit Verweis auf die Ratsversammlung. Die Stadt Kiel sieht sich bezüglich der aktuellen Prüner Schlag-Fläche nicht handlungsfähig, sondern verweist stattdessen auf den zuständigen Eigentümer.

Nun warten alle gespannt auf Montag.

5 thoughts on “Eine Stellungnahme von uns zum Stand der Dinge”

  1. Also meiner Meinung ist die Stellungnahme durchaus disskusionswürdig.
    Die Forderung nach mehr alternativen Lebensraum und der Fläche von Möbelkraft hat m.E. wenig gemein. Die Tatsache dass das Gelände vorher durch Kleingärten war belegt dies. Kleingärten haben wohl mit alternativen Lebensraum nichts zu tun, sondern verkörpern eher deutsches Ottotum.

    Auch ist nicht von einer verfehlten Stadtpolitik zu sprechen, da bereits einer demokratische Abstimmung stattgefunden hat. Aber wie vielleicht bereits erkannt wurde, handelt es sich um Stadtpolitik und nicht um Grünflächenpolitik.
    Ist es nicht das Konzept einer Stadt; Wohn-, Gewerbe- und Industrieraum zu bieten? Eine Stadt welche rein aus Wohnraum besteht funktioniert nicht! Grünflächen in der Innenstadt dienen zwar der Luftreinheit, dem körperlichen Wohlbefinden, der Psyche und und und, allerdings wurde die Fläche dort wohl kaum von vielen Menschen aus Kiel genutzt. Da ist nun wirklich nicht sehr verwunderlich das ein “Park” an dieser Stelle nicht akzeptiert wird.

    Allgemein wird aus der Stellungnahme kaum deutlich aus welchen Gründen diese Fläche besetzt wurde, ausser das Sie euch “am Herzen liegt”. Es suggeriert stellenweise eher eine reine Trotzreaktion ohne ausreichende Selbstreflektion.

  2. Viel Glück!!!
    Wünsche euch noch eine langen Atem und hoffe, dass der Montag nicht der letzte Montag sein wird.
    Solidarische Grüße

  3. ich finde die beiden aussagen:
    “…in Begleitung mehrerer Cops aufgesucht, der uns das Angebot unterbreitete, wenn wir bis zum Montag den 08.05. das Gelände verließen, würde das Unternehmen davon absehen Anzeige gegen uns zu erstatten.”
    und:
    “Sowohl von Seiten Möbel Krafts, als auch der Polizei würde eine unkomplizierte und friedliche Lösung angestrebt.”
    widersprechen sich. Für mich klingt das mehr nach Konfrontation. Der besetzte Platz liegt ja scheinbar nicht mitten auf einer Fläche, wo schon morgen mit irgendwelchen baulichen Maßnahmen begonnen werden müsste. Warum also so wenig Tolleranz von Seiten MKs und eine derart kurze Frist? In dem Sinne bin ich auf Montag gespannt.
    Solidarität!

  4. Ich war selber leoder noch nicht bei euch, da ich zur Zeit gesundheitlich nicht in der Lage war. Ich unterstütze euch aber aus vollem Herzen und würde gerne in Form von mitkochen helfen. Vllt. kann man ja diesbezüglich auch mit Foodsharing zusammenarbeiten 😉
    Schreibt mir doch mal eine Mail. Ich würde mich sehr freuen!
    SolidarischeIch Grüße
    Euer ITTI ♥

  5. Hi,
    ich soll Euch von Harald Mücke vom Buchladen ZAPATA in Eurer relativen Nähe die Solidarität der Ladengruppe ausrichten und fragen, ob sie irgendetwas zur Unterstützung tun können. 🙂

    Bei Bedarf:
    Tel.: 0431 – 93639, Email: agimos -at- aol.com

    Sonnige Grüße

    Matthias

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